Ein Riesen-Stoffwindel-Vorurteil ... an dem manchmal auch was dran ist. Heute kam der Hilferuf von einer Stoffy-Mama aus Münster: Im Kinderzimmer stinkt`s!
Der Fall
Es sind die Nachtwindeln der 4-Monate-alten Babytochter: Baumwoll-Höschenwindeln. Andere Einlagen sind nicht betroffen. Sie stinken nicht nach der Wäsche, sondern nach der “Benutzung”. Vor der Lagerung im offenen Wäschekorb werden sie (ohne Auswaschen) auf einem kleinen Wäscheständer vorgetrocknet. Das Fenster ist immer auf Kipp. Genau so empfehle ich es eigentlich allen Stoffy-Eltern...
Wo fang ich an?
Damit ich mit meinem Schlafmangel-Mama-Hirn nicht den Überblick verliere, unterscheide ich bei Stoffy-Problemen gerne zwischen inneren und äußeren Faktoren.
Innere: Ernährung (von stillender Mutter oder Beikost-Kind), Krankheit, Entwicklungsschritte. Äußere: Windelmaterial, Wickelintervalle, Lagerung, Waschintervalle, Waschmittel, Trocknung...
Entwicklungsschritte: Das Babygirl ist gut 4 Monate alt und sabbert wie eine Dogge... Hallo, Zähne!!! Dass jetzt der beißende Zahnungsurin kommt, ist sehr wahrscheinlich!
Aber: Warum stinken nur die Nachtwindeln, und tagsüber nix? Und die Nachtwindeln stinken nicht erst nach 2-3 Tagen Lagerung, wenn bei bleibender Feuchtigkeit Harnstoff zu Ammoniak zerfallen würde, sondern schon am selben Tag?
Nachts ist der Urin konzentrierter, weil das Kind seltener trinkt und seltener Pipi macht. Dennoch kommt in einem langen Wickelintervall von z.B. 8 Stunden ganz schön was zusammen. Diese konzentrierte Menge wurde also von der saugstarken Nachtwindel (nur Naturmaterialien: super!) gut absorbiert, trocknet aber nur langsam.
Lagert sie luftig UND kühl? Denn in Wärme würden sich die Bakterien nun rasant vermehren und der Zerfall von Harnstoff in Ammoniak davon galoppieren. Vor-Trocknen auf einem kleinen Wäscheständer ist eine gute Idee, aber Vorsicht wenn das Zimmer sich nun in der Sonne steht!
Die Stoffy-Mama macht nur alle 6 Tage eine Windelwäsche! Hui… Mag sein, dass das bei einer reinen Windelwäsche reicht - auf den ersten Blick. Denn Windelmaterialien sind ja bekanntlich sehr saugstark, brauchen auch in der Waschmaschine viel Wasser, um gut durchgespült zu werden. Da helfen “Extra Wasser”-Taste oder Vorspülgang. Oder man lässt ein klein bisschen mehr Platz in der Waschmaschine (aber nicht nur halb befüllen!!) und wäscht eben alle 3, statt alle 6 Tage.
Die meisten, auch ich, stellen nach 2-3 Tagen eine 60 Grad-Wäsche an. In die kommt nicht nur Windelwäsche, sondern alles für 60 Grad.
Wichtig bei Windelwäsche: Vollwaschmittel-Pulver mit Sauerstoffbleiche verwenden, so werden die Windeln hygienisch sauber. Danach nicht lange nass rumliegen lassen, sondern schnell auf die Wäscheleine. Saugeinlagen gerne raus in Sonne und Wind. Trockner geht natürlich auch - ist aber nicht die nachhaltige Variante (aber es gibt ja viele Hebel für Nachhaltigkeit!)
Generell bin ich aber auch deshalb kein Fan von dicken Höschenwindeln, weil es einfach deutlich längert dauert, sie an der Luft zu trocknen - sei es vor oder nach dem Waschen. Ich kombiniere nachts lieber verschiedene Saugeinlagen, die am nächsten Morgen schnell trocknen.
Zurück zum Fall der stinkenden Nachtwindel.
Wenn es nunmal der Zahnungsurin ist (und den wird es ja noch einige Male geben): die dicke Nachtwindel morgens nicht direkt (wie Saugmaterialien sonst) zum Vor-Trocknen aufhängen, sondern erstmal in sehr warmen Wasser ausspülen!
Mein Tipp in akuten Stinke-Phasen: zusätzlich morgens 1 Esslöffel Waschsoda oder Sauerstoffbleiche in etwas 60-Grad-heißem Wasser auflösen und die Windel eine halbe Stunde darin einweichen, danach ausspülen, auswringen und zum Trocknen bis zur nächsten Wäsche aufhängen.
So erhalten alle Nachtwindeln innerhalb von ein paar Tagen eine Extra-Reinigungs-Kur. Extra-Soda oder Sauerstoffbleiche können übrigens auch regelmäßig zum Waschmittel dazu gegeben werden, oder man bastelt sich nach dem Baukastensystem direkt selber sein perfektes Windelwaschmittel.
Ich bin gespannt, welcher Tipp meiner Stoffy-Mama weiterhilft.
Update, 5 Tage später die Rückmeldung: Alles wieder gut! Das warme Auswaschen der Pipi-Nachtwindel direkt am Morgen hat's gebracht!
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